
Pasewalk | Historisches U
Sonntag | 14.09.2025 | 17:00 Uhr
Mirijam Contzen, Violine und Frank-Immo Zichner, Klavier

Claude Debussy – Violinsonate g-Moll (1917)
Alexander Zemlinsky – Serenade für Violine und Klavier (1896)
Pause
Leoš Janáček – Violinsonate (1914, rev. 1921)
Ludwig van Beethoven – Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 „Kreutzersonate“ (1803)
Programmeinführung:
Claude Debussy – Violinsonate g-Moll (1917)
Debussys Violinsonate ist sein letztes vollendetes Werk und Teil eines geplanten Zyklus von sechs Sonaten für verschiedene Instrumente. Inmitten des Ersten Weltkriegs geschrieben, verbindet das Werk impressionistische Farben mit einer erstaunlichen Klarheit und Konzentration. Der erste Satz lebt von kantabler Melancholie, das Intermède überrascht mit burlesken Rhythmen, während das Finale zu einem energischen, fast heroischen Abschluss führt. Debussy nannte sich im Manuskript „Claude Debussy, französischer Musiker“ – ein Zeichen patriotischer Verbundenheit und persönlicher Ernsthaftigkeit.
Alexander Zemlinsky – Serenade für Violine und Klavier (1896)
Zemlinskys selten gespielte Serenade ist ein Frühwerk, das in der Tradition von Brahms und Schumann steht, aber schon mit dem farbigen Klangdenken der Spätromantik spielt. In den vier Sätzen – darunter ein temperamentvoller Marsch und ein empfindsames Adagio – zeigt sich seine kompositorische Handschrift: voll lyrischer Wärme, formaler Balance und dezentem Humor. Ein echter Kammermusik-Schatz, der die Brücke zwischen Romantik und Wiener Moderne schlägt.
Leoš Janáček – Violinsonate (1914, rev. 1921)
Die Violinsonate von Janáček entstand zu Beginn des Ersten Weltkriegs, ein Werk voller Dramatik, Brüche und Expressivität. Janáčeks unverkennbare Musiksprache – rhythmisch prägnant, oft auf Sprachmelodien basierend – kommt hier in allen vier Sätzen eindrucksvoll zum Tragen. Die Musik scheint oft direkt aus einem inneren Monolog zu sprechen: rau, ungestüm, doch voller Poesie. Ein Werk, das nicht nur die äußeren Umstände der Zeit, sondern auch Janáčeks inneres Ringen hörbar macht.Ludwig van Beethoven – Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 „Kreutzersonate“ (1803)
Beethovens „Kreutzersonate“ ist eine der bedeutendsten und zugleich forderndsten Violinsonaten der Musikgeschichte. Ursprünglich für den Geiger George Bridgetower geschrieben, wurde sie später dem französischen Virtuosen Rodolphe Kreutzer gewidmet, der sie jedoch nie spielte. Die Sonate sprengt die bis dahin bekannten Gattungsgrenzen – mit orchestraler Wucht im ersten Satz, tänzerischem Esprit im zweiten und einem virtuosen Finale. Sie ist musikalisch ein Dialog auf Augenhöhe zwischen Violine und Klavier – dramatisch, brillant und revolutionär.
Mirijam Contzen wird von der internationalen Musikwelt als Solistin, Kammermusikerin, Festivalleiterin und Professorin für Violine hochgeschätzt. In ihrem Spiel vereinen sich Grandezza und höchste technische Meisterschaft zu faszinierend ausgefeilten Werkbetrachtungen. Ihr unverkennbarer Klang und ihre einzigartige musikalische Ausdruckskraft zeugen von tiefer interpretatorischer Individualität.
Seit Beginn ihrer Konzerttätigkeit tritt Mirijam Contzen für die Aufführung von unbekanntem Repertoire ein. Im Januar 2020 veröffentlichte sie bei Sony Classical die Aufnahme der beiden Violinkonzerte von Franz Clement mit dem WDR Sinfonieorchester unter der Leitung von Reinhard Goebel. Bei dem 2. Violinkonzert handelte es sich um eine Weltersteinspielung. Dieses Album wurde mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik (Bestenliste 02/2020) sowie mit dem OPUS Klassik als „Konzerteinspielung des Jahres“ ausgezeichnet.
Mirijam Contzen hat weltweit bei den führenden Orchestern gastiert. Darunter u.a. bei dem Gewandhausorchester Leipzig, Konzerthausorchester Berlin, hr-Sinfonieorchester, Bamberger Symphoniker, Camerata Salzburg, Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken, Philharmonische Staatsorchester Hamburg, Israel Chamber Orchestra, BBC Philharmonic Orchestra, Orchestre de la Suisse Romande, City of Birmingham Symphony Orchestra sowie Sydney Symphony Orchestra.
Dabei spielte sie unter der Leitung von Iván Fischer, Gianandrea Noseda, Reinhard Goebel, Vladimir Fedosejev, Leif Segerstam, Lothar Zagrosek, Raphael Frühbeck de Burgos, Christopher Hogwood, Eliahu Inbal, Tomas Netopil, Michael Sanderling, Mario Venzago, David Stern und Gabriel Feltz. Ihre Passion für die Kammermusik führte auch zur Zusammenarbeit mit hoch renommierten Musikern wie Emmanuel Ax, Joshua Bell, Mischa Maisky, Clemens Hagen, Herbert Schuch, Bernd Glemser, Tobias Bredohl und Giovanni Guzzo.
https://www.mirijamcontzen.com
Frank‑Immo Zichner zählt zu den vielseitigsten Pianisten seiner Generation. Mit feinem Gespür für Klangfarben, präziser Technik und einer unerschöpflichen Musikalität begeistert er seit Jahrzehnten Publikum und Fachwelt gleichermaßen. Sein Repertoire reicht von den großen Meisterwerken der Klavierliteratur bis hin zu selten gespielten Kostbarkeiten, die er mit besonderer Leidenschaft zum Leben erweckt.
Als Kammermusiker und Liedbegleiter arbeitet er regelmäßig mit namhaften Partnerinnen und Partnern zusammen und gastierte auf internationalen Festivals wie den Berliner Festwochen, dem Kissinger Sommer und Westfalen Classics. Konzertreisen führten ihn durch mehr als 30 Länder Europas, Asiens und Amerikas. Zahlreiche preisgekrönte Einspielungen – ausgezeichnet u. a. mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik, dem Supersonic Award und dem Diapason Découverte – dokumentieren seine künstlerische Spannweite.
Neben seiner Konzerttätigkeit widmet sich Zichner intensiv der Ausbildung junger Musikerinnen und Musiker. Er lehrt an der Universität der Künste Berlin und ist Gastprofessor an der Fryderyk‑Chopin‑Musikuniversität in Warschau.
Die Presse lobt seinen „variablen, sinnlich nuancierten Anschlag, die sensible Agogik und große Spielfreude“. Sein Spiel entfaltet eine besondere Intensität, die Zuhörerinnen und Zuhörer unmittelbar berührt – ein Abend mit Frank‑Immo Zichner verspricht ein Musikerlebnis voller Tiefe und Farbe.
