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Konzerte

Solo mit links

Pasewalk | Historisches U
Sonntag | 02.11.2025 | 17:00 Uhr

Yasuyo Segawa spielt Klavierwerke für die linke Hand allein.

Programm:

F. Blumenfeld: Etüde As Dur Op.36

C. Saint-Saëns: Improvisation über die Arie Mon coeur s’ouvre a ta voix aus der Oper “Samson et Dalila”

C. Reinecke: Sonate für die linke Hand c-Moll Op.179 

Allegro Moderato
Andante Finale

P. Sancan: Caprice romantique

G. Donizetti – T. Leschetizky: Andante Finale Op.13, aus der Oper „Lucia di Lammermoor“

Pause

T. Yoshimatsu: Tapiola Visions Op.92
Ⅰ Vignette in Twilight
Ⅱ Gigue of Forest
Ⅲ Pavane for Water
Ⅳ Commas of Birds
Ⅴ Toccata in the Wind

K. Mitsunaga: Samurai 

Programmeinführung: Klavierwerke für die linke Hand

Die Idee, Musik ausschließlich für die linke Hand zu komponieren, mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Tatsächlich hat sich daraus jedoch ein faszinierender Repertoirezweig entwickelt, der höchste technische Raffinesse mit tiefem musikalischen Ausdruck verbindet. Viele dieser Werke entstanden aus einer Notwendigkeit heraus: als Reaktion auf Verletzungen, körperliche Einschränkungen oder auch als künstlerische Herausforderung.

Das heutige Programm lädt zu einer besonderen Reise durch Stile, Epochen und Klangsprachen ein – mit Werken, die alle der linken Hand gewidmet sind, aber musikalisch die Illusion der Zwei- oder gar Vierhändigkeit erzeugen.

Carl Reinecke (1824–1910)

Als romantischer Traditionalist war Reinecke bekannt für seine Liedhaftigkeit und feine Phrasierung. Seine Werke für die linke Hand verbinden klassische Klarheit mit emotionaler Tiefe. In seinen Stücken offenbart sich ein warmherziger, gesanglicher Zugang zum Klavier, der auch bei einhändiger Spielweise nichts an Ausdruckskraft einbüßt.

Felix Blumenfeld (1863–1931) – Étude pour la main gauche seule, op. 36

Blumenfelds berühmte Etüde für die linke Hand ist ein wahres Bravourstück und zugleich ein Schlüsselwerk dieses Repertoires. In rasantem Tempo flirren Arpeggien und Läufe über die Tastatur, während gleichzeitig eine melodische Linie klar hervorgehoben bleibt – ein Musterbeispiel für pianistische Illusion und Virtuosität.

Pierre Sancan (1916–2008)

Der französische Komponist, Pianist und Lehrer Pierre Sancan verknüpfte impressionistische Klangfarben mit rhythmischer Raffinesse. In seinen Werken für die linke Hand zeigt sich ein moderner, oft jazznaher Gestus, gepaart mit einem feinen Gespür für Klangbalance und farbenreiche Harmonik.

Koichiro Mitsunaga (geb.1966)

Das Werk dieses modernen Komponisten bietet eine zeitgenössische Perspektive auf die linkshändige Klavierkunst. Mit klanglichen Experimenten, pulsierenden Rhythmen oder meditativen Strukturen schlägt Mitsunga eine Brücke zwischen Tradition und Gegenwart.

Takashi Yoshimatsu (geb. 1953)

Yoshimatsu gehört zu den bedeutendsten japanischen Komponisten der Gegenwart. Seine Werke sind oft lyrisch und farbenreich, geprägt von einer klaren, melodischen Sprache. Auch seine Musik für die linke Hand verwebt östliche und westliche Einflüsse zu einem poetischen Klanggewebe.

Camille Saint-Saëns (1835–1921)

Saint-Saëns war ein Meister der Form und ein brillanter Pianist. Zwar ist seine Musik für die linke Hand seltener im Konzertsaal zu hören, doch zeichnet sie sich durch Eleganz, technische Finesse und eine große klangliche Dichte aus. In seinen Stücken offenbart sich eine tiefe Beherrschung pianistischen Denkens – auch für eine einzige Hand.

Einhändig – aber nicht einseitig: Das heutige Konzert stellt eindrucksvoll unter Beweis, wie reich, farbenfroh und virtuos das Repertoire für die linke Hand allein sein kann. Es zeugt von menschlicher Resilienz, künstlerischer Fantasie und dem unbeirrbaren Drang, Grenzen des Möglichen immer wieder neu auszuloten.

Die japanische Pianistin Yasuyo Segawa, geboren in Hiroshima, konnte seit dem Alter von 17 Jahren (2005) aufgrund einer fokalen Dystonie mit der rechten Hand nicht mehr Klavier spielen. Mit 22 Jahren (2010) konzentrierte sie sich auf das Klavierspiel
mit der linken Hand. 2020 beendete sie ihr Masterstudium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz, Österreich mit Auszeichnung. Bei 12 internationalen Wettbewerben wurde sie mit ihrem Repertoire für die linke Hand ausgezeichnet. Sie ist international als Konzertpianistin tätig.

Sie nahm an Meisterkursen von Aquiles DelleVigne, Henri Sigfridsson, Jacques Rouvier, Klaus Hellwig,Robert Levin und Pavel Gililov teil.
Sie erhielte den 1.Preis (einstimmig) beim “Martha Debelli” Stipendienwettbewerb der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz in Österreich(2015), den 2.Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb “City of Vigo” in Spanien(2017), den 3.Preis und Grete Sultan Preis beim Internationalen Klavierwettbewerb “Nuova Coppa Pianisti” in Italien (2018), den Spezialpreis für die beste Wiedergabe des Klavierrepertoires für die linke Hand (2017) und den 4. Preis bei Nichtvergabe des 1. Preises (2018) beim internationalen
Klavierwettbewerb “Silvio Bengalli” in Val Tidone in Italien, den 2. Preis “Primavera Pianistica” Wettbewerb in Belgien (2019) und den 3. Preis und Fidapa-Preis beim internationalen Klavierpreis “Paola Baschetti” in Italien(2019) Ausschließlich mit dem Repertoire für die linke Hand erhielte sie insgesamt 12 Preisen bei den internationalen Klavierwettbewerben in Europa.
2018 wurde sie beim Ishikawa Kanazawa “Left-Handed Pianist Audition” in Japan mit dem “Grand Prix” ausgezeichnet und trat als Solisten mit dem Orchestra Ensemble Kanazawa auf. Sie war Stipendiatin des Nakamura-Musikstipendiums (2010 und 2013) und der Richard Wagner Stiftung in Wien (2017).
Als Gastsolisten wurde sie beim “Evmelia International Music Festival” in Griechenland (2016,2018) und Hammer Piano Festival (2023) in Serbien eingeladen. Sie trat als Solistin beim “Ishikawa-Kanazawa Spring Green Music Festival” in Japan (2019, 2021, 2022) und als Solistin mit dem Orchester Ensemble
Kanazawa (2019, 2022), mit dem Bacau Orchestra in Rumänien (2017) und mit dem Hiroshima Symphony Orchestra in Japan (2010, 2012) auf. Bisher spielte sie Konzerte in 14 verschiedenen Ländern.
Bei der paralympischen nationalen Feuersammelzeremonie in Tokyo 2020 in Japan, die wegen Corona-Pandemie im August 2021 stattfand, wurde sie als Vertreterin der Präfektur von Hiroshima ausgewählt und trat als Solistin bei der Zeremonie in Hiroshima auf. Sie spielte auf dem Hibaku-Piano (Atom-bombardiertes Klavier).